"The Book Kids"

Ein Kinderbuch entsteht.

Institution
Berufsschule für Bürokaufleute
ProjektleiterIn
Jutta Majcen
Kategorie
Kategorie 2: Schulen auf der Sekundarstufe I und II
Gruppengröße
18

1. Projektbeschreibung (Ziele, Ablauf, Schwerpunkte)

Kurzbeschreibung
Die Berufsschule für Bürokaufleute ist die größte kaufmännische Berufsschule Wiens und bildet mehr als 1200 Lehrlinge aus. Neben Jugendlichen die eine Lehrstelle am ersten Arbeitsmarkt gefunden haben, werden etwa 40 % der Lehrlinge in einer überbetrieblichen Ausbildungsmaßnahme des AMS ausgebildet. Etwa 80 % der Lehrlinge weisen einen Migrationshintergrund, geringes Selbstwertgefühl und/oder mangelnde Lesekompetenz auf. Diese geringe Lesekompetenz findet sich aber auch bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. Die Berufsschule für Bürokaufleute (BSBK) hat sich nun zum Ziel gesetzt, diese Jugendlichen zu fördern und ihnen bewusst zu machen, dass auch sie ein kreatives Potential in sich tragen, dass nur zum Leben erweckt werden muss. Die BSBK ist im 15. Wiener Gemeindebezirk angesiedelt, der sich durch einen hohen Anteil an MigrantInnen definiert. Ausgehend von der Überlegung, dass Jugendliche in ihrer Sprachenvielfalt gefördert werden sollen und stolz auf ihre Muttersprache sein können, entstand die Idee ein Kinderbuch zu verfassen und in mehrere Sprachen zu übersetzen. Im Deutschunterricht wurde damit begonnen, Kurzgeschichten für Kinder zu verfassen. Aus all diesen SchülerInnengeschichten entstand zwischen September 2015 und Jänner 2016 ein mehrsprachiges Kinderbuch, das von den BerufsschülerInnen im Rahmen des Deutsch- und Textverarbeitungsunterrichts gestaltet, ins Serbische, Türkische und Arabische übersetzt und mit Bildern von Volksschulkindern illustriert wurde. Das fertige Buch liegt nicht nur an beiden Schulstandorten der Berufsschule für Bürokaufleute in Klassenstärke auf, sondern konnte auch an 3 Volksschulen in Wien, sowie an eine Volksschule in Graz weitergegeben werden.

2. Dauer/Umfang und ProjektteilnehmerInnen

Beginn des Projektes
7. September 2015
Ende des Projektes
5. Februar 2016
In welcher Frequenz lief/läuft das Projekt?
wöchentlich
Anzahl Kinder
18
davon Kinder mit anderer Erstsprache als Deutsch
17
Alter
17
Schulstufen
11.
Extern eingebundene Personen
Es wurden externe KorrekturleserInnen in das Projekt eingebunden.
Partnerorganisation und Ansprechpartner

3. Inhaltliche Kriterien zur Projekterfüllung

Wie werden Lesekompetenz oder ihre Voraussetzungen durch das Projekt nachhaltig und messbar verbessert?
Die BS-Kids begannen sich selbst auf das Lesen zu freuen.Durch die Projektarbeit wird die Wahrnehmung von Schule als multikulturellen, lesbaren Ort von Worten, Bildern, Sprache. Ebenso wird Lesen im Alltag gefördert, das Texte, Geschichten, Übersetzungen Teil des Schulalltags werden und Lesen als Abenteuer im Kopf - auch für Berufsschüler und Berufsschülerinnen präsent wird. Durch das Lesen kommt es nachhaltig zu einer Begegnung mit "Kultur ohne Eintrittspreisen". Durch den interdisziplinären Zugang und die künstlerische Herangehensweise an die Themen "Buch", "Lesen", "Wort", "Sprache" kommt es zu einer neuen Bewusstseinsbildung zur Wichtigkeit des geschriebenen Wortes, dem Vorteil von Interkulturalität und Mehrsprachigkeit, denn die Schülerinnen und Schüler entdecken das Buch als "Instrument" und "Werkzeug" für Kreativität und Individualiät. Durch die Mehrsprachigkeit der SchülerInnen, die Wertschätzung ihrer Sprache sowie das Arbeiten mit und in der eigenen Muttersprache fördert nicht nur die Integration sondern auch die Sprachenvielfalt. Die SchülerInnen konnten aber auch neue Zugänge zu Lösungsmöglichkeiten und zur Entwicklung von Strategien bei Lesedefiziten kennenlernen und können diese inzwischen auch eigenständig anwenden. Förderung von Verantwortung, Bewusstsein und Selbstreflexionsvermögen ist ebenso ein wichtiger Teil, den die SchülerInnen durch "ihr" eigenes Buch erwerben konnten.
Wie geht das Projekt auf Kinder mit Leseproblemen ein?
- Förderung der Sozialen-, Interkulturellen- und Lesekompetenz - SchülerInnen entwickeln Lesekompetenz in ihrer ganzen Bandbreite, indem sie die verschiedenen Lesarten verwenden und verbessern. - Die Lesefähigkeit ist ein wesentlicher Teil der Grundvoraussetzung, um als TeilnehmerIn in einer sich ständig ändernden Welt bestehen zu können. Diese Kompetenz wird nicht mehr als jene Fähigkeit definiert, die man sich nur während der ersten Schuljahre aneignet. Vielmehr beinhaltet sie Kenntnisse und Strategien, die lebenslang und in verschiedenen Kontexten durch Interaktion mit dem sozialen Umfeld ausgebaut werden. Lesen ist somit eine multidimensionale Fähigkeit, die neben der klassischen Buchlektüre auch das Lesen von elektronischen Texten beinhaltet. - Dekodierungskompetenz von Texten Die Schülerinnen lesen als Lesepaten mit den Volksschulkindern. Die Schülerinnen schreiben eigene kurze Kindergeschichten, übersetzen diese in ihre Erstsprachen und erstellen ein mehrsprachiges Kinderbuch für die Volksschulkinder. Die Schülerinnen übersetzen Textpassagen in ihre Muttersprache, sie layouten und gestalten eigenständig ein Kinderbuch. Zusätzlich war es möglich, dass die BS SchülerInnen mehrmals in die Hauptbücherei gehen konnten um dort muttersprachliche Literatur zu lesen. Gleichzeitig wurde es immer selbstverständlicher, die Hauptbücherei als Lese- und Lebensort wahrzunehmen und das Buch als - mehrsprachigen - "Freund" zu akzeptieren.
Was sind die Besonderheiten des Projektes?
BerufsschülerInnen wird immer wieder nachgesagt, sie seinen faul, dumm und unkreativ. Bei diesem Projekt konnten die Schülerinnen der Berufsschule für Bürokaufleute allerdings beweisen, dass dies nicht stimmt. Die Schülerinnen haben eigenständig Geschichten geschrieben, Erzählungen oder Gedichte verfasst - für BerufsschülerInnen eine wirkliche Herausforderung und Besonderheit und daher umso schätzenswerter. Das entstandene Kinderbuch wurde in drei Sprachen übersetzt - Arabisch, Serbisch, Türkisch - die Schülerinnen haben aber nicht nur die Übersetzungsarbeit alleine vollbracht, sondern auch die Gestaltung des Buches durchorganisiert. Die Idee ein Kinderbuch von BerufsschülerInnen für Volksschulkinder ist eine wirklich gelungene Innovation auf die die Kids zu Recht stolz sein können.
Eingesetzte Medien
Neben klassischen Computerlernprogrammen / Rechtschreibprogrammen wurde vor allem das Medium Buch eingesetzt. Dazu wurde nicht nur die Schulbibliothek genutzt, sondern auch mehrmals die Hauptbücherei besucht um auch Zugang zu fremdsprachiger Literatur - bzw Literatur in den Erstsprachen der Kids - zu bekommen. Ein klassischer Märchenerzähler, Vorlesestunden, aber auch Vorstellungen des Klassenzimmertheaters wurden ebenfalls in den Unterricht integriert um die Schülerinnen ganz verschiedene Zugänge zum Thema Schreiben, Lesen, Texten, Vortragen etc zu gewähren. Auch Theaterworkshops sowie Textstunden mit einem Beatboxer wurden von den Schülerinnen besucht.
Wie garantiert das Projekt, dass alle teilnehmenden Kinder tatsächlich viel lesen?
Alle Kinder haben Patenschaften für Volksschulkinder übernommen. Zusätzlich wurde regelmäßig im Unterricht gelesen - geschrieben - vorgelesen und gegengelesen um die verschiedenen Texte für das Kinderbuch zu sichten.
Wie wird das Projekt abgeschlossen und evaluiert?
Überprüfung mittels Sprachbiographie zu Beginn des Schuljahres und am Ende. Überprüfung mittels Auswertungen des Diagnosechecks in Deutsch zu Beginn des Schuljahres und am Ende des Schuljahres. Dokumentation der gesamten Ergebnisse Nachstehend finden sich noch einige Rückmeldungen der Jugendlichen: Matthias: "Ich war am Anfang etwas skeptisch ob es lustig werden würde, aber die Kinder freuten sich jedesmal und wir auch. Wie spielten mit ihnen undlasen ihnen Geschichten vor und sahem immer wie sehr sie sich verbesserten. Ich würde mich freuen, wenn wir im nächsten Schuljahr auch wieder so ein Projekt hätten...." Sirina: "Bei den Märchen hat Zuhir schon fast alles verstanden, er hat sich auch in Deutsch sehr verbessert und wir mussten nur mehr für Ana übersetzen. Sie hat sich sehr darüber gefreut und wir haben uns gefreut, dass wir etwas für die Kinder machen konnten." Verica: Der heutige Vormittag war wirklich sehr lehrreich. Da ich früher Lehramt studieren wollte, war dies meine Chance zu sehen wie ich mich so zirka als Lehrerin fühlen würde. Die Kinder haben mir wirklich sehr leidgetan, aber meiner Andjel: "Genau dieses Projekt hat mir gezeigt, dass die verschiedensten Kulturen doch sehr gut zusammenarbeiten können." Hanna: "Es war schade, dass das unser letzter Lesevormittag war, aber ich bin auch froh darüber, dass wir den Kindern so gut wie möglich Lesen beigebracht haben.

4. Foto

Jutta Majcen

5. Sonstiges

Was möchten Sie uns sonst noch mitteilen?
Das Projekt dauerte von September 2015 bis Februar 2016. Leider konnte ich das in dieser Form nicht bei dem Projektzeitraum eintragen, da nur März 2016 möglich ist. Ich habe daher für die Einreichung dieses Datum genommen. Für mich persönlich - und auch als Lehrerin - war diese Projektarbeit eine besonders schöne und erfüllende Arbeit, da ich wirklich das Gefühl habe, dass die Jugendlichen davon extrem profitieren konnten. So konnte nicht nur die Lesefreude gesteigert werden, es wurde den Kids auch bewusst, dass es eine tolle Zusatzqualifikation ist, mehrere Sprachen zu können. Auch wenn die Übersetzungsarbeiten bisweilen etwas holprig vorangingen, so sind die Kids doch sehr, sehr stolz auf "IHR" eigenes Buch und ich finde, das können sie auch zu Recht sein! Für mich war es auch sehr schön zu sehen, dass die Kids wirklich bei der Arbeit mit den Volksschulkindern aufgeblüht sind und sich wirklich "ins Zeug gehaut" haben, damit sie den Kleinen die Stunden so schön wie möglich machen. Ich glaube, es war für die SchülerInnen schön zu spüren, dass sie gebraucht werden und auch wertvolle Arbeit leisten. Das Projekt hat micht echt berührt.