Oma, Opa erzählt doch mal!

Geschichten rund um die Schule aus der Kindheit von Großeltern, Eltern, Verwandten und Bekannten der Kinder der Volksschule Wildermieming

Institution
Volksschule Wildermieming
ProjektleiterIn
Tanja Spörr
Kategorie
Kategorie 1: Volksschulen
Gruppengröße
51

1. Projektbeschreibung (Ziele, Ablauf, Schwerpunkte)

Kurzbeschreibung
Ein Projekt nicht nur für die Schule, sondern für das tägliche Miteinander. Bei dem Projekt "Oma, Opa erzählt doch mal" geht es darum generationenübergreifend zu arbeiten. Es geht darum, eine Geschichte nicht einfach nur zu lesen, sondern die Hintergründe zur Entstehung der Geschichten zu erkennen und sie so auch mit den damit verbundenen Erlebnissen wahrzunehmen. Jedes Kind der Schule war Mitglied eines "Autorenteams" das an unserem gemeinsamen Buch für die Dorfgemeinschaft mitarbeitete. Nach der ersten gemeinsamen Ideensammlung, wurden die ausgewählten Personen interviewt, die Geschichten niedergeschrieben, korrekturgelesen, Zeichnungen angefertigt und Fotos gemacht. Immer wieder wurde das Thema "Schule früher und heute" aufgegegriffen da immer mehr Details aus der Vergangenheit von Großeltern und co. zum Vorschein kamen. Besonders aufregend war es für die Kinder ihre Geschichten vor dem großen Puplikum im Gemeindesaal zu präsentieren. Die Lesungen waren ein tolles Erlebnis. Nach wiederholten Leseproben und gemeinsamen Lesen der Geschichten konnte unser fertiges Buch dann endlich präsentiert werden. Die zweite Runde besteht darin, alte Lieblingsgedichte und Lieblingslieder der Menschen aus dem Dorf zu sammeln und sie aufzuarbeiten. Ein Projekt, das nicht nur Spaß macht sondern auch in die Lebenwelt anderer Generationen blicken lässt.

2. Dauer/Umfang und ProjektteilnehmerInnen

Beginn des Projektes
1. April 2015
Ende des Projektes
30. Juni 2016
In welcher Frequenz lief/läuft das Projekt?
andere
Anzahl Kinder
51
davon Kinder mit anderer Erstsprache als Deutsch
4
Alter
0
Schulstufen
1. - 4.
Extern eingebundene Personen
Die Geschichten, die vorgelesen wurden / werden stammen alle von schulfremdnen Personen (Großeltern, Eltern, Beakannten, Pfarrer). Die Leute wurden von den Kindern interviewt, manche kamen auch in die Schule und erzählten dort ihre Erlebnisse aus vergangenen Schultagen. Das Projekt wird mit Liedern und Gedichten die vorgetragen werden fortgeführt.
Partnerorganisation und Ansprechpartner

3. Inhaltliche Kriterien zur Projekterfüllung

Wie werden Lesekompetenz oder ihre Voraussetzungen durch das Projekt nachhaltig und messbar verbessert?
Steigerung der Lesemotivation: Die Schüler und Schülerinnen haben zusammen mit ausgewählten Personen eigene Geschichten geschaffen und sind dadurch sehr motiviert diese auch immer wieder zu lesen und vorzulesen. Einige Eltern meldeten sich und berichteten wie gerne die Kinder im Buch lesen und das sie sich freuen ihre Kinder so motiviert beim Lesen zu sehen. Leseintersse: Durch das Lesen der kurzen Geschichten griffen einige Kinder auch zu anderen Büchern. Lesetechnik: Durch das Vorlesen der Geschichten (auch vor großem Puplikum) feilten die Kinder immer wieder an ihrer Lesetechnik, ihrer Betonung und ihrer Aussprache. Leseverständnis: Durch das Interesse an den Texten wird das Leseverständinis gefördert, die Kinder kennen die Personen über die berichtet wird und haben dadurch großes Interesse am Inhalt. Sie sind auch sehr an den Geschichten ihrer Mitschüler interessiert und lesen die Geschichten oft mehrmals. Selbstbewusstes Lesen: Durch die Lesungen vor Puplikum achteten die Kinder besonders auf ihre Aussprache und die Betonung der Texte. Auch nicht so starke Leser trauten sich schlussendlich ihre Geschichte vorzutragen. Es war erstaunlich, wie gut die Kinder diese Aufgabe bewältigten. Verschiedene Formen von Texten werden entdeckt und gelesen: Gedichte von früher werden wieder hervorgeholt und das Interesse an verschiedenen Textarten und Schreibweisen wird geweckt.
Wie geht das Projekt auf Kinder mit Leseproblemen ein?
Die Kinder werden motiviert die Geschichten immer wieder zu lesen und die Geschichten auch vorzutragen. Gemeinsam mit den Lehrerinnen der Volksschule wurden die Texte bearbeitet, es wurde auf die Betonung geachtet und danach über den Inhalt der Geschichten gesprochen. Durch die Tatsache, dass die Geschichten aus dem Lebensumfeld der Kinder stammen und bekannte Personen darin vorkommen, sind auch Kinder mit Leseproblemen motiviert immer wieder mit den Geschichten zu arbeiten. Die Geschichten sind sehr einfach und kindgerecht gehalten, da sie ja von den Kindern verfasst wurden. So wagen auch Kinder mit Leseproblemen an die Texte heran.
Was sind die Besonderheiten des Projektes?
Das Besondere an unserem Projekt ist, dass jedes Kind ein Teil eines Autorenteams sein durfte. Die Kinder interviewten eine selbst gewählte Person und kamen so zu ihren Gesichten. Diese wurden mit dem Computer niedergeschrieben. Toll war / ist auch das fast alle Fächer in das Projekt einfließen. Nach dem Niederschreiben der Geschichten gestalteten die Kinder auch noch passende Bilder und machten, als zeitgemäße Zugabe, Selfies mit ihren Interviewpartnern. Bei einem schulinternen Zeichenwettbewerb wurde das Titelbild ermittelt. Lesezeichen wurde im Werkunterricht hergestellt. In Mathematik wurden die Kosten geschätzt und berechnet. Die Werbeplakate für das Dorf wurden gestaltet und verteilt. In Sachunterricht wurde des Thema Schule früher und Schule heute zu einem großen Thema. Ein ganz besonderer Punkt war, dass einige Kinder ihre Geschichte vor einer großen Zahl der Dorfgemeinschaft präsentieren durften. Das Vorlesen vor so einem großen Puplikum (ca. 200 Personen) war sehr aufregend. Das Highlight war/ist natürlich die Präsentation unseres eigenen, druckfrischen Buches mit einer Auflage von ca. 150 Büchern. Die Schüler und Lehrer der Volksschule Wildermieming freuen sich sehr über ihr gelungenes Werk.
Eingesetzte Medien
Der Computer wurde für Recherchen des Schullebens früher und heute und zum niederschreiben der Interviews genutzt. Außerdem wurde eine Power Point Präsentation über die Entstehung des Buches erstellt. Für die Selfies benötigten die Kinder ein Handy oder eine Kamera. Weitere Recherchen wurden mit Büchern aus unserer Schulbibliothek durchgeführt. Vor allem wurde unser selbstgeschriebenes und selbstgestaltetes Buch eingesetzt.
Wie garantiert das Projekt, dass alle teilnehmenden Kinder tatsächlich viel lesen?
Durch das Projekt konnten die Kinder auch ein wenig hinter die Kullissen der Entstehung eines Buches blicken und wissen viele Geschichten so mehr zu schätzen. Durch das Vorlesen vor einem Puplikum haben die Kinder gemerkt wie toll es sein kann ein Buch zu präsentieren. Die Schüler nehmen oft Bücher zur Hand und lesen sie in der Freiarbeit anderen Kindern vor. Das Projekt hat die Kinder nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Verfassen eigener kleiner Büchlein motiviert. Es entstehen immer wieder neue, kleine Kurzgeschichten, die in der Klasse vorgelesen werden. In unserer Schule wird grundsätzlich viel gelesen. Neben unserer Schulbibliothek haben wir Leseecken und ein abwechslungsreiches Bücherangebot in jeder Klasse.
Wie wird das Projekt abgeschlossen und evaluiert?
Mit der Präsentation unseres fertigen Buches und den Lesungen vor den Eltern, Verwandten, Bekannten und der Dorfgemeinschaft war der erste Teil unseres Projekts eigentlich abgeschlossen. Da das Interesse an unserem Buch aber so groß ist und wir ganz tolle Rückmeldungen erhielten haben wir beschlossen das Projekt noch weiterzuführen, indem wir alte, vergessene Lieblingslieder und Gedichte hinzufügen und vortragen. Die Evaluation des ersten Teils fand einerseits unter den Lehrpersonen statt, andererseits arbeiteten wird das ganze Projekt und auch das Thema Schule früher und heute mit den Kindern auf.

4. Foto

5. Sonstiges

Was möchten Sie uns sonst noch mitteilen?
Geschichte von der Schultasche! Man schrieb das Jahr 1941. Meine Oma, die kleine Anna, war sechs Jahre alt und ging in die Volksschule in Wattenberg. Es war Winter und mit jedem Schultag rückte die Weihnachtszeit näher. Und mit ihr der Heilige Abend, an dem das Christkind die Herzenswünsche der Kinder erfüllte. Die kleine Anna wünschte sich nichts sehnlicher als eine Schultasche, in der sie ihre geliebten Bücher verstauen konnte. Am Tag des Heiligen Abends war sie sehr nervös. Sie freute sich schon auf das Geschenk. Als es soweit war, bewunderte Anna den Weihnachtsbaum, an dem selbstgebackene Kekse hingen. Aber unter dem Baum war keine Schultasche. Da war nichts! Die kleine Anna war sehr traurig und fing zu weinen an. Das Christkind hatte sie wohl vergessen. Ihre Mutter weinte mit ihr, denn sie wusste, warum das Christkind ihr den Wunsch nicht erfüllen konnte. Es war Krieg! Mit den Jahren ist aus der kleinen Anna eine große Oma geworden. Sie erzählt mir jedes Jahr, wenn der Heilige Abend naht, dieselbe Geschichte. Jedes Jahr hat sie Tränen in den Augen. Nicht wegen der Schultasche, sondern wegen ihrer Mutter. Diese konnte ihr die geliebte Tasche nicht kaufen und schenken. Es herrschte Weltkrieg. Der Zweite. Er nahm ihnen alles. Die Familie kämpfte jeden Tag ums Überleben. Heute weiß sie, dass überall dort, wo es Krieg gibt, auch Kinder sind, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ohne Angst in die Schule gehen zu können und eben – eine Schultasche.