Schwimmen lernt man im Wasser, Lesen mit Büchern

Lesefrühförderung an der VS Bizau

Institution
Volksschule Bizau
ProjektleiterIn
Angelika Meusburger
Kategorie
Kategorie 3: Kindergärten, Bibliotheken, Gemeinden und andere außerschulische Institutionen und Vereine sowie alle Partnerprojekte (z. B. Kindergarten –Volksschule)
Gruppengröße
28

1. Projektbeschreibung (Ziele, Ablauf, Schwerpunkte)

Kurzbeschreibung
Mit Beginn des zweiten Halbjahres kommen die im Herbst einzuschulenden Kindergartenkinder mit ihrer Kindergärtnerin einmal wöchentlich in die Zentrale Schulbibliothek der VS Bizau und arbeiten dort mit ihrem selbst gewählten Lesefreund bzw. Lesefreundin zu verschiedenen Themen der Lesemotivation. Zusätzlich dürfen sie auch am Verleih teilnehmen, wobei ihnen ihre „Lesepaten“ bei der Buchauswahl und beim Verleihvorgang hilfreich zur Seite stehen. Die didaktische Aufbereitung der Einheiten und das Briefing der SchülerInnen erfolgt im Vorfeld durch mich, die Durchführung übernehmen die ViertklässlerInnen dann eigenständig, ich bin nur noch im Hintergrund tätig. Als wichtiger Bestandteil des Konzeptes wird das Elternhaus im Rahmen des jeweils im Herbst davor stattfindenden Lesecafes mit auf den „Weg zum Lesen“ genommen: Während die SchülerInnen mit den Kindergartenkindern arbeiten, werden mit den Eltern beispielhaft Lesespiele durchgeführt, die Wichtigkeit und Chance der Frühförderung vermittelt sowie Tipps für die Lesefrühförderung zu Hause gegeben. Im Rahmen dieser wöchentlichen Einheit wird der sonst so gefürchtete Schulreifetest in Form eines Stationsbetriebes durchgeführt – weder die getesteten Kinder noch die Eltern werden vorinformiert, wodurch „nervliche Beeinträchtigungen“ ausgeschlossen werden können. Die Schulreifefeststellung in der vorgeschriebenen Form würde sich durch das Konzept erübrigen. In den 16 Stunden lernen die Kindergartenkinder die Schule und ich die zukünftigen Schüler in ihrem gesamten Erscheinungsbild, Bildungsstand und Verhalten kennen. Dadurch ist es mir als Leiterin möglich, frühzeitig auf Auffälligkeiten zu reagieren und ein ideales Einschulungsumfeld für die Kinder zu schaffen.

2. Dauer/Umfang und ProjektteilnehmerInnen

Beginn des Projektes
22. Februar 2016
Ende des Projektes
7. Juli 2016
In welcher Frequenz lief/läuft das Projekt?
wöchentlich
Anzahl Kinder
28
davon Kinder mit anderer Erstsprache als Deutsch
4
Alter
5
Schulstufen
4.
Extern eingebundene Personen
Die Eltern werden im Lesecafe über die Bed der Frühförderung (Lesefenster) eingehend informiert und für ihre wichtige Vorbildfunktion sensibilisiert, im 2. Semester übernimmt die Fam. zu Hause die Aufgabe des Vorlesens der ausgeliehenen Bücher. Die Kindergärtnerinnen kommen mit den Kindern wöchentl in die VS, arbeiten im Kiga bewusst mit Büchern.
Partnerorganisation und Ansprechpartner
Kindergarten Bizau
Angelika Meusburger

3. Inhaltliche Kriterien zur Projekterfüllung

Wie werden Lesekompetenz oder ihre Voraussetzungen durch das Projekt nachhaltig und messbar verbessert?
Bei den Kindergartenkindern werden gute Voraussetzungen für das Erreichen einer hohen Lesekompetenz durch die didaktisch aufbereiteten Einheiten geschaffen. Bei den LesefreundInnen wird die Lesekompetenz und im Besonderen die Vorlesekompetenz durch die hohe Motivation und die Freude am Tun verbessert. Messbar wird das Gelingen des Konzeptes dadurch, dass wir bei den SLS-Lesescreenings in allen vier Schulstufen nur noch sehr selten bis gar keine schwachen LeserInnen mehr haben, sondern sehr viele im überdurchschnittlichen bis sehr guten Bereich. Ganz wichtig: Alle Kinder unserer Schule haben etwas gemeinsam: Die Freude am Buch, an Geschichten, an Texten aller Art und die Freude am Besuch der Schulbücherei. "Lesemuffel" kennen wir nicht.
Wie geht das Projekt auf Kinder mit Leseproblemen ein?
Das Konzept inkludiert alle Kinder, von Flüchtlingskindern ohne Deutsch-Kenntnisse bis hin zu schwer behinderten Kindern. Die Erfahrung hat gezeigt, dass mittels der kindgerechten Aufbereitung der Lese-Einheiten alle Kinder gleichermaßen motiviert werden können. Für leseschwache SchülerInnen bedeuten die Einheiten eine neue Motivation, denn die Kiga-Kinder begegnen ihnen mit einer erfrischenden Unvoreingenommenheit und kritisieren ihre Leseleistung nicht.
Was sind die Besonderheiten des Projektes?
Untertitel des Projektes: „Aufweichung der Nahtstelle Kiga – VS in organisator. wie auch soz. Hinsicht“. Der Übergang vom Kiga in die VS stellt für Kinder und Eltern eine große Herausforderung dar. Bei uns verläuft dieser Übergang fließend. Ich betreibe dieses „Projekt“ schon mehrere Jahre, es ist zum „Standard“ geworden und genau das ist innovativ. Es ist nicht ein kurzes und viel gerühmtes Projekt, das sich nach einer gewissen Zeitspanne wieder verläuft, sondern es ist ein fixer Bestandteil unseres Schul- und Kigalebens. Die jüngeren Kigakinder können es kaum erwarten, endlich in das Leseprojekt einsteigen zu dürfen und überlegen sich ihre zukünftigen LesefreundInnen bereits im Alter von 4 Jahren. Alle Kinder freuen sich auf die Leseeinheiten in der Schule. „Von einer Hand in die andere - ob Migrantenkind, Integrationskind oder hochbegabtes Kind“ wird bei uns gelebt. Besonderheit des Ansatzes: Eine Vielzahl von Einzelprojekten in den Bereichen Leseförderung, Nahtstelle, Schulreifefeststellung, Integration, Inklusion, Begabtenförderung etc. werden in einem Gesamtkonzept zusammengefasst. Oft merken Kindergärtnerinnen an, dass das Arbeiten in der Kindergruppe durch verhaltensauffällige Kinder schwieriger wird. Genau dem entgegenzuwirken ist unser Projekt bestrebt: Kinder wecken in anderen Kindern die Neugier und Lust an der Lektüre. Es geht dabei nicht darum, den Kigakindern schon das Lesen beizubringen, sondern um die Nebenwirkungen - sie lernen mittels Lesen fürs Leben.
Eingesetzte Medien
In 16 Stunden (Früh-)Lesedidaktik kommen alle Medien zum Einsatz, die wir zur Verfügung haben: Bücher, Mini-Philipp, CDs, Bilderbuchkinos, DVDs, Lesespiele, Computer, etc - und vor allem setzen wir den besonderen und einzigartigen Zugang ein, den nur Kinder zu Kindern haben.
Wie garantiert das Projekt, dass alle teilnehmenden Kinder tatsächlich viel lesen?
Die 16 Stunden in der Schule sind didaktisch aufbereitete Einheiten, die mittels "Eins zu Eins-Betreuung" durchgeführt werden. Die Kinder nehmen jede Woche ein Buch mit, wenn sie es zurückbringen, fragen die LesefreundInnen ihr Kiga-Kind, ob das Buch vorgelesen wurde, was ihnen besonders daran gefallen hat etc. Im Kindergarten findet die Lesefrühförderung im Rahmen der "Lernphasen" statt. Die LesefreundInnen aus der 4. Klasse lesen aus Eigenmotivation viel - zum einen, weil sie sich vor dem Kiga-Kind keine Blöße geben wollen, zum anderen, weil sie sich bewusst für die Mitwirkung an diesem Leseprojekt entschieden haben (es findet in ihrer Freizeit, angehängt an den Unterricht, statt).
Wie wird das Projekt abgeschlossen und evaluiert?
Das Projekt ist nie abgeschlossen, aus Kiga-Kindern werden später LesefreundInnen. Wir stärken wie selbstverständlich die Lesefreude bei den SchülerInnen und Kindergartenkindern, wir fördern nach dem Motto „Große helfen Kleinen“ das soziale Lernen und wir bereiten den Übergang vom Kindergarten in die Schule im Sinne von „Von einer Hand in die andere“ optimal vor. Das Konzept wurde in den letzten Jahren immer wieder reflektiert und auf die jeweiligen Voraussetzungen (SS-Zahlen etc.) adaptiert - die beste Evaluierung der vergangenen Jahre sind jeweils die aufgeregten Kindergartenkinder mit ihren Mamas, die es spätestens nach dem Lesecafe kaum erwarten können, bis das Projekt im Februar endlich startet. Die Nachhaltigkeit zeigt sich in einigen Jahrzehnten, wenn sich frühere „Lesefreunde“ im Dorf treffen und über die gemeinsam verbrachten Stunden in der Schulbücherei plaudern.

4. Foto

Inklusion, Integration, Soziales Lernen,... - Lesen verbindet!

5. Sonstiges

Was möchten Sie uns sonst noch mitteilen?
Ich bin von der positiven Wirkung und Nachhaltigkeit des Projektes felsenfest überzeugt – jeden Freitag von 10.50 bis 11.45 kommen strahlende Kindergartenkinder in die Schule und werden von stolzen und genauso aufgeregten ViertklässlerInnen bei der Schultür abgeholt, begrüßt und in die Klasse oder in die Zentrale Schulbücherei geführt. Nicht Schulangst oder Angst vor Neuem prägen die Einheiten, sondern Spannung, Eifer, eigenes Tun und Kinderlachen. Wir machen es uns einfach und nützen die Grundmotivation unserer kleinen Gäste, Leseunlust und Lesefrust kennen sie nicht und lernen sie auch nicht kennen. Es kann aus meiner Sicht idealer nicht sein…