1. Projektbeschreibung (Ziele, Ablauf, Schwerpunkte)
Kurzbeschreibung
Um den Erfolg des Projektes belegen zu können, wurden alle 50 teilnehmenden Schüler zuerst im Oktober 2015 dem SLS unterzogen. Alle Kinder mit auffällig schlechtem Lesequotienten durchlaufen die Einzeltestung des SLRT II. Dadurch erkennt man die Risikokinder, die einer noch genaueren und intensiveren Förderung bedürfen.
In diesem Projekt arbeitet 2-3x wöchentlich während der zeitgleichen Freiarbeitsphasen ein Tutor der 4.Klasse mit seinem Tutee der 2.Klasse. Anhand des gemeinsamen Lesepasses trainieren sie ihrer basalen Lesefähigkeiten. Dazu wählen sie Förderunterlagen aus einer der 12 Lesekisten. Diese sind voll mit Material, das gezielt die einzelnen Lesestufen - phonologisches Bewusstsein, synthetisches Lesen und direkte Worterkennung - trainiert. Aufgebaut sind diese Kisten nach dem Prinzip des Qualitätszirkels Lesen NÖ. Im März 2016 erfolgte eine neuerliche Testung, die im Ablauf der im Oktober entsprach. Dabei konnte festgestellt werden, dass sich beide Klassen in ihrer Leseleistung erheblich verbesserten, sich noch dazu kein Kind in seiner Leseleistung verschlechterte. DAs gibt dem Projekt Recht.
2. Dauer/Umfang und ProjektteilnehmerInnen
Beginn des Projektes
1. Oktober 2015
Ende des Projektes
31. März 2016
In welcher Frequenz lief/läuft das Projekt?
andere
Anzahl Kinder
50
davon Kinder mit anderer Erstsprache als Deutsch
9
Alter
9
Schulstufen
2. und 4.
Extern eingebundene Personen
Sämtliche Testungen und Kindbeobachtungen, sowie das Zusammenstellen des Material wurde von einer Lehramtsstudentin begleitet.
Partnerorganisation und Ansprechpartner
3. Inhaltliche Kriterien zur Projekterfüllung
Wie werden Lesekompetenz oder ihre Voraussetzungen durch das Projekt nachhaltig und messbar verbessert?
Durch die Testung aller 50 teilnehmenden Kindern am Anfang und am Ende des Projekts mit dem SLS und durch die beidmalige Testung der Risikokinder mit dem SLRT II können wir belegen, dass sich das Lesetraining mit Peer Tutoring positiv sowohl auf die basalen Lesefertigkeiten als auch auf das Lesetempo auswirken.
Es kam zu einer Steigerung des Lesequotienten bei der 4. Klasse von 122 auf 127 - beides im Bereich der Kategorie gut. In der zweiten Klasse steigerte sich der Mittelwert sogar von 106 auf 115 - das bedeutet eine Steigerung von der Kategorie durchschnittlich in die Kategorie überdurchschnittlich. Bei den Risikokindern konnten alle die Kategorie unterdurchschnittlich hinter sich lassen.
Wie geht das Projekt auf Kinder mit Leseproblemen ein?
Auf der Suche nach geeigneten Übungsmaterialien erkannten wir, dass das bereits an der Schule vorhandene oder im Internet frei verfügbare Material nur nach unseren 12 Leselernstufen, die sich nach den Richtlinien des Qualitätszirkels Lesen NÖ richten, geordnet werden muss. Diese Erkenntnis verhalf uns vom Start des Projektes an zu einem großen Schatz an Fördermaterial.
Wichtig war uns, dass das Material verschiedene Richtlinien erfüllt:
• Die Lesekisten sind für alle Schüler jederzeit frei zugängig.
• Als Lehrkisten wählten wir durchsichtige, stapelbare Kunststoffkisten, in die die Größe A4 problemlos hineinpasst.
• Jede Kiste entspricht einer Leselernstufe.
• In jeder Kiste befinden sich zahlreiche, unterschiedlichste Übungsmöglichkeiten, die für diese Kiste festgesetzte Leseproblematik genau behandeln.
• Trotz der unterschiedlichen Übungsmöglichkeiten war es uns wichtig, dass alle Materialien ein einheitliches Bild haben: A4, bunt
• Für das Bearbeiten selbst benötigen die Kinder kein zusätzliches Material.
• Zum Zweck der Sauberkeit wurden alle Materialien mit extra starker Folie laminiert.
• Die Bearbeitung eines Übungsmaterials übertrifft die Dauer von 10 Minuten nicht.
Was sind die Besonderheiten des Projektes?
Lesepartner
Bereits zu Beginn des letzten Schuljahres, also als die beiden teilnehmenden Schulklassen in der 1. bzw. 3. Schulstufe waren, zogen sie sich gegenseitig zu 25 Schutzengel-Schützling-Paarungen. Schon im letzten Jahr arbeiteten sie in ihren Rollen als Tutor oder Tutee im schulinternen Projekt "Lesenlernen mit Peertutoring". Durch die zufällige gleiche Klassenschüleranzahl beider Klassen bekam jeder Tutor seinen „eigenen“ Tutee, vollkommen unabhängig vom eigenen Können in schulischen oder sozialen Fragen. Da beide Klassen noch dazu entgegengesetzte Aufteilungen in Knaben und Mädchen haben, wurde beim Zulosen der Paarungen darauf geachtet, dass es stets zu Bub-Mädchen–Kombinationen kommt. Auch der Umgang miteinander, das wechselweise Lehren und Lernen mit all den dazugehörenden sozialen Schwierigkeiten, ist den Schülern vertraut. Genau diese Vertrautheit aber ist es, die den Kindern eine emotionale Stabilität in einem doch des Öfteren anstrengenden Lernprozess gibt.
Ablauf
Eingesetzte Medien
Die Grundsäulen dieses Projekts bilden die 12 Lesekisten, deren Material ansprechen, kindgerecht, strukturiert und jederzeit ergänzbar ist.
Wie garantiert das Projekt, dass alle teilnehmenden Kinder tatsächlich viel lesen?
Fördermaßnahmen beim synthetischen Lesen
In diesen Bereich fallen die Lesekisten 1-6. Handeln die Übungen in der Kiste 1 von der reinen Laut-Buchstabenbeziehung, erweitern sich die Einzelbuchstaben von Kiste zu Kiste zu Silben, die aus immer mehr Buchstaben bestehen. Dabei trainieren die Kinder sowohl das Zusammenlauten, als auch das segmentieren. Um die Kinder nicht zu Hypothesen zu verleiten, ist der Großteil des Materials auf Unsinnwörter aufgebaut. Somit wird Raten beim Erlesen vermieden und die Kinder werden zu einer genaueren, strukturellen Gliederung des Erlesenen gezwungen.
Fördermaßnahmen bei der direkten Worterkennung
In diesen Bereich fallen die Lesekisten 7-12. Handeln die Übungen in Kiste 7 hauptsächlich vom Training der Saccaden /Fixation, haben die anderen Kisten grundsätzlich eine Erweiterung der Saccaden zum Ziel. Der Weg dorthin führt über Worterkennung durch Blitzlesen, wobei wir auch hier auf einen didaktischen Aufbau der Kisten geachtet haben. Mit der ansteigenden Nummerierung arbeiten sich die Kinder von einzelnen Silben über Wortsegmente hin bis zu ganzen Wörtern und sogar extralangen, zusammengesetzten Wörtern vor. Innerhalb einer Kiste differenzierten wir das Material mit Hilfe verschiedener Schriftarten und Schriftgrößen. Obwohl es bei allen Kisten um die Erhöhung des Lesetempos geht beinhaltet die Kiste 10 nur ausgewiesene Blitzleseübungen bei denen die Schüler entweder um die Wette oder zu beliebten Kindersachthemen ihr Training durchführen.
Wie wird das Projekt abgeschlossen und evaluiert?
Zeitplan
Anfang Oktober 2015 führten wir in beiden Klassen das Salzburger Lesescreening durch. Dadurch konnten wir unter allen fünfzig Schülerinnen und Schülern sofort die sogenannten Risikokinder fest-stellen. Das sind die, die unterdurchschnittliche Ergebnisse erlasen. Diese Kinder machten in der darauffolgenden Woche den SLRT II, der es in seiner kurzen Einzeltestphase ermöglicht, die richtige Lesekompetenzstufe des Risikokindes herauszufinden. In den nächsten Monaten trafen sich alle Tutor-Tutee-Paarungen zwei bis dreimal die Woche für ca. 10 Minuten, um gemeinsam als Leseteam zu arbeiten. Im März 2016 führten wir wieder beide Tests durch. Die Ergebnisse bestätigen uns in unserer Arbeit. Nur bei 6% der Kinder war keine Verbesserung des Lesequotienten ersichtlich. Kein Kind hat seine Lesekategorie verschlechtert. Alle Kinder Lesen jetzt innerhalbe der oberen zweidrittel der Normtabelle.
4. Foto
5. Sonstiges
Was möchten Sie uns sonst noch mitteilen?
Mit großer Erleichterung sehen wir Lehrerinnen in den Ergebnissen aller Märztestungen eine Bestätigung unseres Weges. Die Grundpfeiler des Lesens, nämlich die phonetische Bewusstheit, das synthetische Lesen und die direkte Worterkennung, mit Schülern regelmäßig über einen längeren Zeitraum hinweg zu wiederholen, verbessert tatsächlich die Leseleistung aller beteiligten Klassen, egal welche Kategorie die Ausgangssituation entspricht. Das besondere bei unserer Umsetzung des Lesetrainings ist allerdings die Schützling – Schutzengel – Situation. Sie gibt beiden Kindern des Teams die gleiche Chance am gleichen Material zu arbeiten, ohne dabei sich dabei für eventuelle Schwächen genieren zu müssen. Somit können die älteren Kinder Lücken in ihren Lesekenntnissen durch trainieren füllen ohne dabei auch für sie zu kindliches Material zurückgreifen zu müssen, da sie das Material ja für die jüngeren Schützlinge aussuchen. Die Schützlinge wiederum werden durch das Material gefordert, haben offensichtlich das Recht Fehler zu machen, genießen aber durch ihre Kontrollfunktion bei der Arbeit des Schutzengels auch alle Rechte eines Könners.
Für uns Lehrerinnen bestätigt sich das Projekt eindeutig, sowohl anhand der Verbesserung der Einzelleistungen als auch an der Verbesserung der Gesamtleistung.